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Radon Deft 9.0 800 im Test
Pragmatisch, praktikabel, preisbewusst!

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Steckbrief: Radon Deft 9.0 800 – Test 2025

EinsatzbereichAll-Mountain, Enduro
Federweg170 mm/170 mm
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialAluminium, Carbon
MotorBosch
Akkukapazität800 Wh
Gewicht (o. Pedale)24,6 kg
max. Systemgewicht135,0 kg
RahmengrößenM, L, XL (im Test: XL)
Websitewww.radon-bikes.de
Preis: 6.299 Euro
Bikemarkt: Radon Deft kaufen

Radon bietet das Deft bereits seit ein paar Jahren an, mit dem Modelljahr 2025 wurde dem Radon Deft ein Facelift verpasst. Herzstück ist dabei der Wechsel vom Performance Line CX Gen 4 auf den neuesten Mittelmotor aus dem Hause Bosch: Frisch an Bord des E-Mountainbikes also der Performance Line CX der fünften Generation, mit den entsprechenden Bosch PowerTube-Akkus.

# Radon Deft 9.0 800 – Motor: Bosch Performance Line CX Gen5 | Akkukapazität: 800 Wh | Federweg v/h: 170/170 mm | Gewicht: 24,5 kg (Rahmengröße XL, gewogen von eMTB-News) | Preis: 6.299 € (UVP).
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Bleiben wir aber erst einmal beim Rad. Mit 170 mm Federweg im Hinterbau und an der Gabel sowie 29″-Laufrädern vorne und hinten will Radon zwar ein Rad mit hohen Nehmerqualitäten gelungen sein, der Hersteller beschreibt das Deft aber auch als flinkes E-Bike mit verspieltem Handling. Hier soll sich im Vergleich zum vorherigen Modell auch nichts verändert haben.

Das wird auch deutlich an den Eckdaten, die gleich geblieben sind, sowie dem Gesamtkonzept des Bikes. Radon setzt weiterhin auf einen Carbon-Hauptrahmen mit markanten Design-Merkmalen, wie der Verbindungsstrebe zwischen Ober- und Unterrohr, die gleichzeitig das zweite Dämpferauge beherbergt.

# Radon setzt bei seinen Bikes üblicherweise auf einen Horst-Link-Viergelenker – Auch am Deft ist dieser Hinterbautyp im Einsatz. Im Gegensatz zu den unmotorisierten Bikes mit vertikal verbautem Dämpfer setzt Radon an den E-MTBs auf ein Dämpferverlängerungs-Yoke.

Im Carbon-Hauptrahmen werden alle Züge intern verlegt: Durch den Steuersatz geht es ins Innere, am Sitzrohr tritt die Bremsleitung wieder aus dem Rahmen heraus und bleibt dann extern am Hinterbau gelegt. Für die Schaltleitung gibt es in der Kettenstrebe großzügige Öffnungen für eine einfache Verlegung – sollte man die AXS-Schaltung irgendwann ersetzen. Oberhalb des Motors zeigt sich die Dropperpost-Leitung einmal kurz, um hier einen möglichst guten Radius zu erhalten.

Radon setzt auf einen Viergelenk-Hinterbau, den wir bereits vom Vorgänger und dem Render kennen. Der Horst-Link-Viergelenker baut, anders als die unmotorisierten Bikes von Radon, nicht auf einen senkrecht stehenden Dämpfer. Um Platz für eine Trinkflasche im Rahmendreieck zu schaffen, wird der Dämpfer über eine Dämpferverlängerung angesteuert und eher horizontal im Rahmen positioniert.

# Am Radon sind viele kleine Details untergebracht, die die Erfahrung und die Expertise aus dem Race-Programm transportieren – Um keine Kettenabwürfe zu bekommen, setzt der Hersteller ab Werk auf eine Kettenführung.
# Aufgeräumt? Ja – aber zu welchem Preis? – Zugegeben: Durch den Einsatz der AXS-Schaltkomponenten entfällt schon mal eine Leitung, zu Fans von Steuersatz-Kabelführung macht uns das trotzdem nicht.
# Der Carbon-Hauptrahmen ist Radon-typisch mit markanten Merkmalen versehen – In Kombination mit dem Alu-Hinterbau ergibt sich ein preisbewusstes und funktionelles Gesamtpaket.

Soviel zu dem, was unverändert ist – was ist noch neu? Neben dem Motor hat Radon dem Deft vor allem ein deutliches Geometrie-Update verpasst und natürlich an den Ausstattungsvarianten gefeilt.

Erhältlich ist das Radon Deft 2025 in insgesamt drei verschiedenen Ausstattungen – das von uns getestete Modell geht für 6.299 € über den Ladentisch.

Motor & Akku

Radon setzt beim Deft auf die Vernunftentscheidung: Verbaut ist, wie bereits angemerkt, der Bosch Performance CX Gen5. Mit diesem Motor liefert Bosch seit dem kürzlich vorgestellten Upgrade ein deutliches Plus an Performance: 750 W Leistung und 100 Nm Drehmoment bringt der Motor mit der neuesten Firmware. Das Update ist aber bisher nicht frei verfügbar und auch an unserem Testrad bisher nicht aufgespielt. Natürlich ist das Deft aber ready für den Software-Wechsel.

# Noch ohne Update im Testrad, aber der Performance Line bekommt zeitnah die vollen 100 Nm und 750 W verpasst – der beliebte Motor positioniert sich damit exakt an den von der ZIV geforderten Leistungsbeschränkungen.

Das Radon Deft 9.0 kommt also momentan noch mit der klassischen Spitzenleistung von 600 W und 85 Nm Drehmoment, positioniert sich damit aber trotzdem ganz klar als Performance-E-MTB. Kombiniert wird das ab Werk mit dem Bosch PowerTube 800, das E-Bike ist aber auch kompatibel mit dem kleineren PowerTube 600-Akku.

Radon setzt am Deft 9.0 auf die System Control Unit und das Purion 400-Display. Für Fans von Leistungsdaten ist hier alles im Blick, das Display dabei hinter dem Lenker versteckt. Als Remote wird die Wireless-Remote verwendet, mit der sich die Modi und die Display-Anzeige durchschalten lassen.

# Zum Einsatz kommt neben der Bluetooth-Remote auch ein Display – Radon spezifiziert das Purion 400, dezent hinter dem Lenker platziert sorgt es für guten Überblick und wenig Chaos bei der Montage von Schalt- und Bremsinterfaces.
# Der Bosch System Controller sitzt wie üblich im Oberrohr – Das Radon Deft ist aber bereits für die integrierte Display-Montage eines Kiox Display vorbereitet, das unter der Abdeckung im Rahmen verbaut werden kann.

Ein großer Ausschnitt im Unterrohr ermöglicht die Entnahme des Akkus am Deft. War hier bis vor Kurzem noch ein elastisches Gummi-Band zur Sicherung des Deckels verbaut, setzt man ab dem Modelljahr 2025 nun auf einen wertigeren Druckknopf. Eine Ladebuchse ist zusätzlich auch verbaut, hier bekommt man also maximale Flexibilität beim Akku-Handling.

# Die Akku-Klappe ermöglicht ein simples Entnehmen des Bosch PowerTube 800 – Durch einen neuen Druckknopf ist sie nun deutlich eleganter gesichert als beim Vorgänger.

Hier findest du mehr Informationen zu aktuellen E-Bike-Motoren.

Geometrie

Mit drei Rahmengrößen geht es bei Radon am Deft erst bei Größe M los. Besonders kleine Personen werden hier nicht unbedingt fündig. Besser passt das E-Bike mit dem Facelift jetzt aber für größere Personen, denn die Rahmengrößen L und XL sind ein gutes Stück gewachsen: Deutlich größere Sprünge gibt es jetzt bei Reach und Stack, bis zu 505 mm Reach bekomme ich am getesteten XL-Rad.

Auch die Stack-Werte sind entsprechend angehoben worden. Mein Testrad kommt mit einer angenehm hohen Front dank des langen Steuerrohrs auf 656 mm Stack. Mit 76,5° ist der Sitzwinkel auf dem Papier moderat steil, der 64,5°-Lenkwinkel verspricht in Kombination mit der 170-mm-Federgabel gute Abfahrtsqualitäten.

Positiv, sowohl bergauf als auch bergab: Die 459 mm langen Kettenstreben sorgen für Druck auf dem Vorderrad und verhindern im steilen Uphill ein steigendes Vorderrad. Als letztes Update sind die Sitzrohre eingekürzt worden, um mehr Bewegungsfreiraum zu schaffen. Am XL-Rad misst das Sitzrohr jetzt 475 mm – ist also weiterhin etwas auf der langen Seite.

Wusstest du eigentlich, dass du in Geometrics – unsere Datenbank für Fahrrad-Geometrien – viele aktuelle E-Bikes miteinander vergleichen und auf den ersten Blick die Unterschiede sehen kannst? Probier’s mal aus!

Erhältliche Rahmengrößen M / L / XL

# Radon Deft 9.0 800 mit Geometrieangaben in Rahmengröße XL

Rahmengröße M L XL
Laufradgröße 29″ 29″ 29″
Reach 455 mm 480 mm 505 mm
Stack 628 mm 642 mm 656 mm
STR 1,38 1,34 1,30
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel, effektiv 76,5° 76,5° 76,5°
Oberrohr (horiz.) 602 mm 632 mm 662 mm
Steuerrohr 105 mm 120 mm 135 mm
Sitzrohr 425 mm 450 mm 475 mm
Kettenstreben 459 mm 459 mm 459 mm
Radstand 1.253 mm 1.284 mm 1.316 mm
Gabel-Offset 44 mm 44 mm 44 mm
Federweg (hinten) 170 mm 170 mm 170 mm
Federweg (vorn) 170 mm 170 mm 170 mm

Ausstattung

Das Radon Deft ist in drei Ausstattungsvarianten erhältlich: 8.0, 9.0 oder 10.0 bietet der Hersteller, preislich gestaffelt von 5.299 € bis 7.199 €. Das von uns getestete Mittelklassemodell 9.0 kostet 6.299 € in der UVP, kann Stand Mitte Juni aber für unter 6.000 € erworben werden.

Wie bei allen Ausstattungsvarianten setzt das Deft 9.0 auf ein Fahrwerk von Fox. Montiert ist im Steuerrohr eine Fox 38 Performance Elite mit Grip X-Kartusche. Im Heck gibt es den seltenen Float X Performance Elite, mit verstellbarer Lowspeed-Druckstufe.

# Vorn werkelt eine Fox 38 Performance Elite mit Grip X-Dämpfungskartusche – Die Federgabel stellt 170 mm zur Verfügung.
# Im Hinterbau steckt der Float X Performance Elite mit Druckstufenverstellung – Der Hinterbau kitzelt 170 mm Federweg aus dem Dämpfer.

Gebremst wird mit Schwaben-Stoppern: Die Magura MT7 ist mit 203-mm-Scheiben vorn und hinten ausgerüstet und soll für passende Verzögerung sorgen. Beschleunigt wird natürlich vom Bosch CX Gen5, komplettiert wird der Antrieb durch eine SRAM GX Transmission. Radon verbaut keinen direkten Motoranschluss des Schaltwerks – der Schaltwerkakku muss also separat geladen werden.

# Gebremst wird mit der Magura MT7 mit 203-mm-Scheiben vorne und hinten – verbaut sind ab Werk die grünen Sport-Bremsbeläge.
# Dank UDH passt die SRAM GX Transmission ans Bike – Die elektrische Schaltung ist nicht via Kabel an den Hauptakku angeschlossen, sondern muss separat geladen werden.
# Sorglos geht es im Bereich der Räder zu – Maxxis Assegai und DHR2 kommen vorne in Exo+ X MaxxGrip, hinten DD X MaxxTerra, montiert sind sie auf DT Swiss Alu-Laufrädern.

Mit DT Swiss HX1700 Alu-Laufrädern und Maxxis Assegai/ DHR2-Reifen in EXO+/DD gibt es im Bereich Laufrad-Reifen-Spec ein absolutes Sorglos-Paket. Abgerundet wird die Spec durch ein RaceFace Cockpit mit Alu-Lenker und eine – etwas kompakte – SDG Dropperpost.

ModellDeft 8.0Deft 9.0Deft 10.0
RahmenDEFT (Vollcarbon mit Alu-Hinterbau)DEFT (Vollcarbon mit Alu-Hinterbau)DEFT (Vollcarbon mit Alu-Hinterbau)
GabelFox 38 Performance, FIT GRIP 3-Pos., E-Tuned, BoostFox 38 Performance Elite, FIT GRIP X, E-Optimized, BoostFox 38 Factory, FIT GRIP X2, E-Optimized, Boost
DämpferFox Float X Performance, 2-Pos., EVOL LVFox Float X Performance Elite, 2-Pos., EVOL LVFox Float X2 Factory, 2-Pos., EVOL LV, Kashima
Federweg170 mm (vorn) / 170 mm (hinten)170 mm (vorn) / 170 mm (hinten)170 mm (vorn) / 170 mm (hinten)
MotorBosch Performance Line CX Gen.5 Smart SystemBosch Performance Line CX Gen.5 Smart SystemBosch Performance Line CX Gen.5 Smart System
AkkuBosch Powertube 800 WhBosch Powertube 800 WhBosch Powertube 800 Wh
DisplayBosch System Controller / Mini Remote / Purion 400Bosch System Controller / Mini Remote / Purion 400Bosch System Controller / Mini Remote / Purion 400
BremseMagura MT5, 4-Kolben, 203/203 mm MDR-C ScheibenMagura MT7, 4-Kolben, 203/203 mm MDR-C ScheibenMagura Gustav Pro, 4-Kolben, 203/203 mm MDR-G Scheiben
SchaltwerkShimano XT RD-M8100-SGS, 12-fachSRAM GX Eagle Transmission, 12-fachSRAM X0 Eagle Transmission, 12-fach
SchalthebelShimano XT SL-M8100-IR, ShiftmixSRAM AXS POD Controller, Rocker PaddleSRAM AXS POD Controller, Rocker Paddle
KassetteShimano DEORE CS-M6100, 10-51SRAM GX Eagle Transmission XS-1275, 10-52SRAM X0 Eagle Transmission, 10-52
Kurbele*thirteen Helix Race, 165 mm, 34Te*thirteen Helix Race, 165 mm, SRAM T-Type Eagle Transmission 34TRace Face Era, 165 mm, SRAM T-Type Eagle Transmission 34T
LaufradsatzSUNringlé Düroc SD37 Expert, 110/148 mmDT Swiss HX1700, 110/148 mmNEWMEN Beskar 30 base/strong, 110/148 mm
Reifen vornMaxxis Assegai, 3C, MaxxGrip, EXO+, 29" x 2.5" WTMaxxis Assegai, 3C, MaxxGrip, EXO+, 29" x 2.5" WTMaxxis Assegai, 3C, MaxxGrip, EXO+, 29" x 2.5" WT
Reifen hintenMaxxis Minion DHR II, 3C, MaxxTerra, DD, 29" x 2.4" WTMaxxis Minion DHR II, 3C, MaxxTerra, DD, 29" x 2.4" WTMaxxis Minion DHR II, 3C, MaxxTerra, DD, 29" x 2.4" WT
LenkerRace Face Chester, 35 x 780 mm, 35 mm RiseRace Face Turbine R, 35 x 780 mm, 35 mm RiseRace Face Era, 35 x 780 mm, 40 mm Rise
VorbauRace Face Chester, Ø35 mmRace Face Turbine R, Ø35 mmRace Face Turbine R, Ø35 mm
SattelstützeSDG Tellis V2, Ø31.6 mmSDG Tellis V2, Ø31.6 mmFox Transfer Factory, Kashima, Ø31.6 mm
SattelSDG Bel Air V3 MAXSDG Bel Air V3 MAXSDG Bel Air V3 MAX, Lux Alloy
Farbehotsilver / blackcoffeestellar / nearlyblackUD carbon / deepblack
Gewicht24,45 kg (Herstellerangabe)24,30 kg (Herstellerangabe)24,15 kg (Herstellerangabe)
Preis (UVP)5.299 €6.299 €7.199 €

Radon Deft 9.0 800 – Test auf dem Trail

Uphill

Besonders der reale Sitzwinkel sticht im Uphill mit dem Radon Deft 9.0 stark heraus, trotz nach vorne geschobenem Sattel rutsche ich gerne an die Sattelnase heran, um den, bei meiner Sitzhöhe, flachen effektiven Sitzwinkel zu kompensieren.

Nach einem ersten Setup – Lenker kürzen, Tubeless-Umbau, Fahrwerks- und Reifendruck anpassen, geht es auf die erste Runde mit dem Radon Deft 9.0 800. Sofort springt das Purion 400-Display ins Auge. Zuletzt hatte ich nur äußerst minimalistische Bosch-E-Bikes mit Bosch System Controller im Test – der Blick auf die Daten regt mich dazu an, mich selbst zu optimieren. Wie schnell oder wie viel schneller kann ich da rauffahren? Welche Kadenz passt am besten zum Motor? Ich merke, wie ich mich interessiert immer wieder durchs Menü klicke. Ein netter Bonus – wobei ich auch ohne Display hervorragend leben kann.

# Besonders der reale Sitzwinkel sticht im Uphill mit dem Radon Deft 9.0 stark heraus – Trotz nach vorne geschobenem Sattel rutsche ich gerne an die Sattelnase heran, um den, bei meiner Sitzhöhe, flachen effektiven Sitzwinkel zu kompensieren.

Im Vergleich zu meinen letzten Testrädern gibt es am Radon eine Kombination aus Punkten, die mir nicht außerordentlich gut gefällt: Das Sitzrohr hat einen starken Versatz nach vorn, der effektiv angegebene Sitzwinkel und der reale Sitzwinkel liegen weit auseinander. Gemessen habe ich 69,5° realen Sitzwinkel. Der effektive Sitzwinkel von 76,5°, liegt auf meiner tatsächlichen Sitzhöhe bereits bei 75,5° – im SAG flacht der Sitzwinkel erneut um ein Grad ab.

Auch den Sattel nach vorn schieben bringt nur eine Milderung, löst für mich das Problem aber nicht gänzlich, die Sitzposition bleibt für meinen Geschmack zu gestreckt. In Kombination mit der recht kurzen Dropper-Post ist die Kombination aus Sattelstütze und Sitzgeometrie mein größter Kritikpunkt am Radon Deft.

# Dank Bosch CX Gen5, guten Reifen und einer langen Kettenstrebe klettert das Deft 9.0 ansonsten unbeirrt – Das E-Bike nimmt es gerne mit steilen Rampen auf, schreckt auch vor technischen Sektionen nicht zurück und befördert sorglos zurück zum Trail-Einstieg.

Wenn ich im Uphill etwas nach vorn rutsche, spurt das Deft hier ansonsten unbeirrt den Berg rauf. Der Bosch CX Gen5 liefert gewohnte Power, die langen Kettenstreben halten das Vorderrad effektiv am Boden und erleichtern mir die steilen, technischen Anstiege auf meinen Hometrails.

Downhill, Abfahrt, Trail

Der Hinterbau arbeitet sehr synchron zur Gabel: feinfühlig, baut aber tiefer im Federweg ausreichend Support für den Trail-Einsatz auf.

Sobald man aufsteht, die Sattelstütze absenkt und sich der Abfahrt widmet, gewinnt man schnell Vertrauen ins Radon: Eingewöhnungszeit Fehlanzeige! Denn das Deft liefert ab dem ersten Meter ein hervorragendes, unkompliziertes Fahrverhalten. Das liegt in meinen Augen maßgeblich an ausgewogener Geometrie und sattem Fahrwerk. Das Bike ist lang, vermittelt viel Sicherheit und hat einen angemessenen, flachen Lenkwinkel. Durch die hohe Front steht man aufrecht im Bike und nimmt eine angenehme Abfahrtsposition ein. Das spielt meinen Vorlieben genau in die Karten – mir fällt es leichter, aus der aufrechten Fahrposition auf den Trail zu reagieren und das Bike durch kleine Impulse zu steuern.

Hilfreich sind dabei auch die langen Kettenstreben, die für eine gute Balance sorgen und den Druck am Vorderrad stetig auf einem guten Niveau halten, selbst wenn man einen Lenker mit viel Rise fährt. Durch offene Kurven zu zirkeln und den Druck auf beiden Rädern gut zu verteilen, gelingt mit dem Deft einwandfrei und auch wenn es aufgrund der Eckdaten vielleicht nicht so anmutet – das Radon ist für ein Fullpower-E-MTB ein ganz schöner Kurvenräuber.

# Initial war ich vom Biss der Bremsen nicht angetan – ein Wechsel von Maguras Sport- auf die Performance-Beläge brachte dann aber ein deutliches Plus an Bremsperformance – Diesen Tuning-Tipp sollte man zwingend berücksichtigen, wenn man das Deft in seinem angedachten Einsatzbereich bewegen möchte.

Immer wieder komme ich in Kurven trotzdem in die Bredouille: Die Sport-Beläge von Magura ermöglichen es im Gelände nicht, auf den Punkt zu bremsen, bei gleichen Bremspunkten rausche ich deutlich schneller Richtung Kurve. Nach einem Belagwechsel gibt es hier keinen Grund zur Beschwerde mehr, die MT7 liefert dann genau das ab, was ich von ihr gewohnt bin.

# Nachdem die Beläge getauscht sind, kann es richtig losgehen. – Berechenbarkeit und Agilität erleichtern es mir, den Spieltrieb aus einem Bike zu kitzeln, denn ich kann mich darauf verlassen, dass es keine seltsamen Dinge tut – wie man sieht – Spieltrieb ist vorhanden!

Dann gelingt es mir auch in steilerem Gelände und in engen Kurven, das Radon Deft 9.0 zackig zu bewegen. Trotz Gewicht, Radstand und 29-Hinterrad vermisse ich hier keine Agilität und kann das E-Bike auch auf engeren Trails flott und präzise gen Tal bewegen.

Der Rahmen liegt im Hinblick auf die Nachgiebigkeit bzw. den Flex eher auf der direkten Seite – übertreibt es aber in dieser Hinsicht nicht. Fährt man auf Linie, will mit hoher Präzision steuern und durch ruppige Linien kraftvoll durch powern, setzt das Deft den Input der fahrenden Person willig um.

# In Kurven ist das Bike dank der langen Kettenstrebe berechenbar und gut ausbalanciert – Ob offene Kurven oder Anlieger – das Deft neigt nicht zum Untersteuern, setzt Eingaben der fahrenden Person dabei aber gerne um.
# In ruppigem Geläuf zeigt das Radon Deft 9.0 seine satte und unterstützende Fahrwerksperformance – Aber auch der direkte Charakter des steifen Rahmens fällt ins Auge – es gibt gutmütigere Bikes, die dann meist jedoch nicht so einen breiten Einsatzbereich treffen.

Dabei kommt einem das Fahrwerk entgegen: Das sanfte und satte 170-mm-Gefühl des Fahrwerks lässt sich zwar erst nach entnahme von Volumenspacern aus der Gabel entlocken, sie führt dann aber äußerst feinfühlig. Je nachdem, wie viele Spacer man entfernt, bleibt genau das richtige Maß an Support aus der Feder: Mit einem Spacer arbeitet die 38 sehr satt, zwei Spacer halten mehr Reserven bereit und eignen sich perfekt, wenn man es richtig fliegen lassen will!

Feintuning durch die Dämpfung ermöglicht es dann, genau das Unterstützungslevel aus der Federgabel zu holen, das man braucht – die Grip X-Kartusche arbeitet auch mit höherer Dämpfungseinstellung noch kraftsparend, bietet dabei aber einwandfreien Gegenhalt. Insgesamt hat uns das Setup mit nur einem Spacer im Singletrail-Einsatz besser gefallen.

Der Hinterbau arbeitet insgesamt sehr synchron zur Gabel: feinfühlig und satt, reaktiv, baut aber tiefer im Federweg stetig Support auf. Die Kombination aus dieser Sensibilität und dem Gegenhalt, wenn man den Hinterbau aktiv einfedert – etwa als Preload für Sprünge oder in Kurven – passt perfekt zum Enduro-Einsatz. Nach dem Bremsbelagwechsel zeigt sich auch – die Bremstraktion liegt auf einem hohen Niveau und der Hinterbau schafft es während des Bremsens aktiv zu bleiben.

Wer an der Gabel mit zwei Spacern fährt, dem empfehlen wir auch am Dämpfer noch einen größeren Volumenspacer einzusetzen. Dann ist die Fahrwerksbalance stimmiger, die Endprogression reicht auch für große Sprünge oder harte Landungen.

# Draufhalten oder abziehen? – Das Radon Deft 9.0 zeichnet sich durch einen hervorragenden Kompromiss zwischen Nehmerqualitäten und Agilität aus.

So kann das Deft 9.0 den direkten Charakter des eher steifen Rahmens nutzen, behält dabei dank des feinfühligen Fahrwerks aber die Traktion bei, die man im angedachten Einsatzbereich sucht. Wirft man diese Eigenschaften mit der gelungenen Abfahrtsgeometrie zusammen, ergibt sich ein direktes, berechenbares E-Bike, das nicht mit Nehmerqualitäten geizt. Ein gelungenes Rezept und gemessen am Preis ein hervorragender Allrounder – der sich eher im Detail kleine Schwächen leistet.

Das ist uns aufgefallen

# Stabile Karkassen haben ihre Berechtigung, vor allem auf Bikes dieser Klasse. – Radon hat hier eine treffende Spezifikation hingelegt – der DoubleDown-Reifen am Hinterrad war hinsichtlich Stabilität und Pannenschutz gerne gesehene Spec.
# Starke Bremse, schwache Leistung! – Maguras MT7 ist eine starke Bremse – keine Frage. Wie abhängig diese Performance von guten Belägen ist, zeigt sich, wenn man keine zweckmäßigen Beläge fährt. Die grünen Sport-Beläge passen leistungstechnisch nicht in ein E-MTB.
# … und ab. – Grundsätzlich finden wir die Kettenführung sinnvoll, das verbaute Modell setzt der Kette wenig entgegen, ist nicht steif genug und der stufenlose Einstellmechanismus bringt zu viel Spiel ins System.
# Aller guten Dinge sind drei? – Die Fox 38 am Deft kam mit drei Volumenspacern. Etwas viel – wir würden empfehlen, hier ein bis zwei Spacer zu entfernen, je nachdem wie plüschig man die Gabel möchte. Nach dem Volumenspacer-Tuning sind wir Fans der smoothen 38 Grip X geworden.

Fazit – Radon Deft 9.0 800

Mit der Revision des Radon Deft gelingt es dem Bonner Direktversender, ein preisbewusstes E-MTB mit starker Performance anzubieten. Kleine Details sind zwar verbesserungswürdig, fallen aber preislich nicht stark ins Gewicht. Das Radon Deft 9.0 richtet sich in seinem Charakter eher an abfahrtsorientierte Personen, kann diese durch sein starkes Fahrwerk, die solide Abfahrtsgeometrie und ein direktes, agiles Fahrverhalten begeistern.

Radon Deft 9.0 800 – Pro / Contra

Stärken

  • Preis/Leistung
  • Kontrolliertes Fahrwerk
  • Gute Abfahrtsgeometrie

Schwächen

  • flacher realer Sitzwinkel
  • diverse Detailschwächen in der Ausstattung
# Das Radon Deft 9.0 wird unseren Vorstellungen eines spaßigen 170-mm-E-MTBs ziemlich gut gerecht und trifft damit die Positionierung des Herstellers – Ein sattes Fahrwerk und die geräumige Geometrie sorgen für gute Nehmerqualitäten, das direkte und berechenbare Fahrverhalten lädt zum Spielen ein. Mit ein paar kleinen Detailverbesserungen ist dieses Bike nicht Preis-Leistungs-Kracher, sondern kann zum Top-Performer aufsteigen!

 

Wie gefällt dir das Radon Deft 9.0 800? Hast du vielleicht schon selbst Erfahrungen mit diesem Modell gesammelt? Wenn ja, poste sie doch in die Kommentare und lass die Community daran teilhaben.


Testablauf

Auf unseren Testrunden bewegen wir die Bikes in ihrem natürlichen Habitat, sprich: Wir fahren Trails, Trails, Trails! Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:

  • enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
  • flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
  • kurvige, flowige Downhills
  • lange Schotterpisten bergauf und bergab
  • steile, technische Trails bergab
  • Highspeed-Abfahrten

Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.

Hier haben wir das Radon Deft 9.0 800 getestet

  • Bad Kreuznach, Deutschland: Hier gibt es schmale, enge Trails, die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills, flowige Downhills und stellenweise etwas steileres Gelände – ideale Testbedingungen für ein E-Mountainbike!
  • Nordeifel, Deutschland: Flach gibt es hier eher selten – die Hometrails sind steil, steiler, … am steilsten? Von flowig, bis kniffelig-technisch ist hier einiges geboten.
  • Bikepark Hürtgenwald, Deutschland: Im Bikepark Hürtgenwald gibt es eine bunte Mischung aus flowigen, schnellen Trails, großen Sprüngen und technischen Sektionen. Seit der Übernahme durch die DIMB IG Rureifel, gibt es keinen Shuttle-Service mehr, die Höhenmeter werden eigenständig zurückgelegt.

Tester-Profil: Chris Spath
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 94 cm
Oberkörperlänge XY cm
Armlänge XY cm
Gewicht 80 kg
Chris fährt gerne alles mit Stollenreifen, sowohl bergauf als auch bergab. Von Dirt Jumps über naturbelassene Singletrails oder gebaute Strecken – gerne schnell, steil, in grobem Gelände, mit viel Luftstand oder eine Kombination aus all dem.
Chris loves riding everything with knobby tires, both uphill and downhill. Be it dirt jumps, natural single tracks or man made trails – he enjoys it all, as long as it's fast, steep, rough, with a lot of airtime, or a combination of all these.
Fahrstil / Riding style
flüssig, verspielt / Flowing and playful
Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
Enduro/ Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
ausgeglichen zwischen Front und Heck, eher auf der sportlich-straffen Seite/ balanced front and rear suspension, a bit sportier than average
Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
Ausgewogene Radlastverteilung, eher flacher Lenkwinkel, Sitzwinkel nicht zu steil/ balanced wheel distribution, slack headangle, seattube angle not too steep

Testinfos kompakt

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